Mit dem neuen Rabbit im Golf-Museum

Es bleibt in der Familie

Ein runder Geburtstag ist immer ein guter Grund, seine Vorfahren zu besuchen. Zum 50-jährigen Jubiläum ging es mit dem neuen Rabbit auf Spurensuche, wie viel sich im Laufe von acht Generationen Golf geändert hat. Und was alles gleichblieb. 

Das schmale Tor war noch das geringste Problem. Die Außenspiegel sind elektrisch anklappbar und die Übersicht des neuen Golf so selbstverständlich wie seit Anfang an der Baureihe. Eher lag die Thematik das Golf-Museum zu entern darin, an den unzähligen Ausstellungsstücken vorbeizumanövrieren.

Es ist ja nicht nur so, dass wir es hier mit einer großen Halle zu tun haben, in der sich einige Volkswagen tummeln. Es gibt hier praktisch nichts, was es nicht gibt, solange ein VW-Zeichen darauf zu finden ist. Von ganzen Autos über leere Karossen, Kaffeebecher, Kugelschreiber, Modellautos, unzählige Broschüren und Werbeartikel, die allesamt fein säuberlich nach Alter und Modelljahr gegliedert auf staunende Blicke warten. Sogar ein Schaustück mit angehobener Karosse gibt es, sodass ein freier Blick auf den Antriebsstrang möglich ist.

Und beinahe hat man das Gefühl, mit dem neuen Modell ein abgeschlossenes Lebenswerk zu stören. Doch erstens ist Golf Golf und wird auch immer Golf bleiben. Und zweitens ist es doch eine einmalige Gelegenheit, dem aktuellen Rabbit seine Wurzeln zu zeigen. Woher sein guter Ruf und die hohe Praktikabilität kommen. Wenn ein Auto wie der Golf nämlich so gelungen ist, liegt das selten an einem zufällig geglückten Unterfangen. Eher die kontinuierliche Weiterentwicklung eines ewig gültigen Konzepts, das Millionen begeistert. Ein einmaliges Phänomen in der Autowelt. Und genau dem sind wir in Josef Juzas‘ Golf-Museum namens „Golfsrudel“ in Stockerau auf der Spur. 

Josef Juza präsentiert Golf-Geschichte im „Golfsrudel“ Museum

Da wäre gleich zu Beginn eine fein säuberlich aufgereihte Palette an Stücken der ersten Generation. Was sofort auffällt: Wenn man Zeitgeist, Trends und Stilrichtungen verlässt, ist sich der Golf bis heute treu geblieben. Die Form ist schlicht und sympathisch, trägt nicht dick auf, passt zu jeder Gelegenheit. Das war in den 1970ern schon nicht leicht. Heutzutage mit all den Sicherheitsauflagen aber erst recht eine der größten Aufgaben im Automobilbau. Schließlich galt es, all die Eigenschaften, die man am Golf immer schon schätzte, in das neue Jahrtausend zu transferieren. Genügten damals noch zwei Lenkstockhebel, ein Radio mit zwei Drehreglern und ein Knopf für das Lüftungsgebläse, kümmern sich heute zwei hochauflösende Displays um die Fahrerinformation und die Bedienung der zahlreichen Funktionen.  

Und dennoch: Im Prinzip gilt hie wie da, dass die Bedienung selbsterklärend abläuft. Reinsetzen. Bedienen. Kein Hinterfragen, kein Suchen, kein Funken von Unlogik, alles läuft mit einer vertrauten Selbstverständlichkeit ab, dass selbst die, die noch nie in einem Golf gesessen haben (davon soll es tatsächlich noch welche geben), sich sofort wie daheim fühlen. Oder wie der deutsche Philosoph Immanuel Kant einmal so schön gesagt hat: „Dass alle unsere Erkenntnis mit der Erfahrung anfange, daran ist gar kein Zweifel.“ 

Und an Erfahrung mangelt es den Wolfsburgern wahrlich nicht, wenn man sich die Ahnengalerie auf Rädern etwas näher ansieht. Den Rabbit zum Beispiel aus amerikanischer Produktion, exakt zugeschnitten auf die Bedürfnisse der US-amerikanischen Kundschaft.

Oder der allererste E-Golf von 1976, zwar noch mehr oder weniger ein Prototyp, aber dennoch voll alltagstauglich konzipiert und mit einer leicht zu erreichenden Steckdose hinter dem aufklappbaren Kühlergrill.

Ganz zu schweigen von den sehr frühen Exemplaren, die den Reifeprozess des Golf am schönsten darstellen. Bestimmte Sicken, Formen und Abrisskanten fehlen noch, auch das ein oder andere Detail im Innenraum war noch nicht ganz so ausgereift, wie es die nächsten Jahrzehnte beim Golf immer Sitte sein sollte. Aber gerade kurz vor der Markteinführung 1974 ging den Ingenieuren unter der Führung des Österreichers Ernst Fiala dann doch die Zeit aus. Aber man darf ja dazulernen, nachbessern, optimieren. Oder wie Kant erkannte: „Alle Stärke wird nur durch Hindernisse erkannt, die sie überwältigen kann.“ 

Und auch Fiala selbst hat einmal gesagt, dass für ihn die zweite Generation dann all das bot, was man bei der ersten noch verabsäumte. Das zeigt sich nicht nur am schnörkellosen Design, sondern vor allem an der unglaublichen Vielfalt, die ein großer Grund dafür ist, warum es beim Herrn Juza in den Gängen so eng zugeht. Es gab den „Zweier“ in allen Farben und Geschmäckern, vom bunten Sondermodell über höhergelegten Gatschhupfer bis hin zum limitierten Sportwagenschreck. GTI und Diesel brachten Leistung und Sparsamkeit zum Mainstream, der Golf wurde endgültig zum endgültigen Volkswagen. Einer für alle. Alles, was Ihr wollt. 

Was sich an den zahlreichen Schaukästen, die die Exponate umrahmen, schön erkennen lässt: Zu jener Zeit begann der Golf auch zum populärkulturellen Phänomen zu werden. Die Fan-Gemeinde brachte Treffen hervor, es gab spezielle Spielzeuge, Unmengen an Zubehör, bunte und sehr bunte Aufkleber und Anbaukits, die damals selbstverständlich waren, heute aber immer mehr zu gesuchten Raritäten werden. Kurios auch Sonderumbauten wie der verlängerte Ambulanzgolf. Oder der Variant der dritten Generation mit höhergelegtem Dach, um Rollstuhlfahrern im Fond genügend Platz bieten zu können.  

Womit wir in der nächsten Reihe des Museums angelangt sind. Die kuriosen Achtziger wichen den individuellen 1990ern. Und der Golf folgte der neuen Zeit, indem er reifer und erwachsener wurde als je zuvor. Der Variant bot mehr Platz, der VR6 als erster Sechszylinder Luxus, Leistung und Laufkultur. Es war die Zeit der persönlichen Entfaltung, und der Golf spielte mit einer noch nie dagewesenen Angebotsvielfalt mit, die einer gewissen Individualität nicht entbehren konnte: Die Diesel wurden immer stärker, die GTIs erwachsener und leiser. Die Cabrios gerieten familientauglich, die Limousinen eigenständiger, und nur der Rabbit als schlau eingepreiste Variante für die Sparfüchse blieb sich selbst treu. Wobei: Auch er ließ sich von der neuen Leichtigkeit des Seins der 1990er anstecken. Dass es einmal einen Power Rabbit geben sollte, hätte sich 20 Jahre vorher niemand träumen lassen. Auch, dass 1996 ein Sondermodell zum GTI-Jubiläum lanciert wurde, natürlich mit BBS-Rädern und rot lackierten Bremssätteln. Wie das zu toppen sein sollte? Es war klar, dass hier nur ein weiterer Österreicher die passende Antwort bieten konnte. 

Und so blicken wir zur vierten Generation, die nicht nur Ferdinand Piëchs Feder entsprungen ist. Sondern die auch mit ihrem Qualitätsanspruch, der hochwertigen Verarbeitung und dem Sprung zum Premium-Anspruch bereits die Sprache spricht, die unser Rabbit der achten Generation nach wie vor beherrscht. Ein rascher Blick auf eine der vielen Wanduhren mit VW- oder Golf-Logo: Man vergisst die Zeit im Rausch der Geschichte an diesem Ort völlig. Unser Neuling hat es sich inzwischen vor dem Museum bequem gemacht und lässt sich artig vom Fotografen ablichten, umrahmt von tapferen Caddy-Golfs, die einst als Rollstiegen auf Flughäfen dienten.  

Und wir kommen nach schnellen Exemplaren und mit Hochdach ausgerüsteten Exemplaren der sechsten Generation langsam wieder zum Ausgangspunkt unseres Rundgangs zurück. Was unser persönliches Highlight war? Das ist unfair. Man kann sich nicht auf ein einzelnes Exemplar reduzieren, dazu gibt es hier viel zu viele Gölfe.

Eventuell einer der zum Camper umgebauten Caddy?
Oder doch der älteste noch existierende Golf von 1973?

Und ehe man sich in den Wühlkisten beim Eingang verliert und nach längst entfallenen Teilen sucht, die originalverpackt in Schubladen liegen und nur darauf warten, wachgeküsst zu werden, schnappen wir uns lieber noch eine Kaffeetasse mit Golfsrudel-Logo und setzen uns wieder in den aktuellen Rabbit. Ja, er ist immer noch ein echter Golf. Mehr soll und darf er auch nicht sein, was vermutlich das wahre Geheimnis dieser Baureihe sein dürfte. Zu wissen, wer man ist, sich stets den Wellen der Zeit anpassen, oder wie Kant so schön sagte: „Die Schöpfung ist niemals vollendet. Sie hat zwar einmal angefangen, aber sie wird niemals aufhören.“ Hätte Immanuel einen Führerschein gehabt, er wäre mit Sicherheit Golf gefahren. 

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