

Vom 100 bis zum RS 6 GT: die Geschichte des Audi A6
Aber von Anfang an. Schließlich geht dem Startschuss dieser Erfolgsgeschichte im Jahr 1968, eine spannende Geschichte voraus. Denn seine Entwicklung beginnt im Geheimen: Mitte der 1960er Jahre hatte die Volkswagenwerk AG die Auto Union GmbH übernommen und den Ingolstädtern neue Entwicklungen untersagt. Es galt die strikte Vorgabe, nur die bestehenden Modelle zu betreuen. Ein Korsett, dass der damalige technische Direktor der Auto Union, Ludwig Kraus, geflissentlich ignoriert. Er will die Marke Audi, die erst 1965 durch den ersten Audi nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eingeführt worden war, um ein Mittelklassemodell ergänzen.
In einer Zeit, als im Ingolstädter Werk VW Käfer vom Band fahren, sieht Kraus darin die einzige Überlebenschance für eine eigenständige Auto Union. Sein Mut soll belohnt werden. Nachdem er die in Eigenregie erstellte Audi 100 Studie präsentiert, gibt ihm Wolfsburg grünes Licht für die Serienfertigung. 1968 startet die Produktion und schon binnen kürzester Zeit sind die Kapazitätsgrenzen in Ingolstadt erreicht. Der Audi 100 war von Anfang an ein voller Erfolg. Es braucht also weitere Produktionsressourcen. Deshalb wird der Audi 100 ab dem Jahr 1970 im Werk Neckarsulm gefertigt.

Schon von der ersten Serie verkauft das Unternehmen 800.000 Autos. Drei weitere Generationen folgen und belegen mit zahlreichen Innovationen – etwa mit der vollverzinkten Karosserie, einer optimierten Aerodynamik und hocheffizienten Motoren – den Audi Anspruch „Vorsprung durch Technik“.
Dann kam das Jahr 1994. Mit dem im März diesen Jahres in Genf präsentierten Audi A8 war man bereits in noch höhere Segmente vorgestoßen, mit dem A4 stellte man im Oktober den Nachfolger des Volumenmodells Audi 80 vor und legte damit auch den Grundstein für die bis heute gültige Namensgebung bei Audi.
In diesem Atemzug wurde nun auch die bisherige Audi-100- Baureihe in Audi A6 umbenannt. Damit einher ging bei unverändertem Karosseriekörper eine Produktaufwertung mit neu gestalteten Stoßstangen, neuer Frontschürze, zum Kühlergrill hin angeschrägten Scheinwerfergläsern sowie neuen Blink- und Rückleuchten. Alle Modelle erhielten im Vorderkotflügel zusätzliche seitliche Blinkleuchten. Scheuerleisten, Türgriffe, Außenspiegel und Stoßfänger waren in Wagenfarbe lackiert. Knapp 291.000 Exemplare der vierten C-Baureihen Generation wurden bis zu den Werksferien im August 1997 gebaut.
Diese Generation sollte uns auch den ersten Ausblick auf den heutigen Mythos „RS 6“ bescheren. 1996 wurde der S6 plus vorgestellt. Also ein optisch „braver“ Kombi, ausstaffiert mit einem 326 PS starken 4,2-Liter V8. Er war das erste, eigene Hochleistungsmodell der im selben Jahr als eigenverantwortlicher Fahrzeughersteller registrierter quattro GmbH, die wir seit 2016 als Audi Sport GmbH kennen. Der erste RS6 – sodann als Limousine wie auch Avant – sollte in der Folgegeneration auf uns warten; intern „C5“ genannt und 1997 vorgestellt. Unter seiner Haube wartete erneut ein 4,2 Liter großer V8, der nun allerdings 450 PS in den natürlich obligatorischen quattro Allradantrieb drückte. Diese Generation des A6 war es dann auch, die den ersten Audi allroad aus der Wiege hob – und das sozusagen gleich um 21 Zentimeter. So üppig fiel seine Höherlegung aus.
Auch die nächste, 2004 vorgestellte Generation – „C6“ genannt – sollte so manch Premiere zu bieten haben. Darunter die erste Version des Singleframe-Grills, oder auch die um zehn Zentimeter gestreckten Langversion namens A6L, mit der Audi 2005 erfolgreich in den chinesischen Markt einstieg. Die vierte A6-Generation (C7) setzte sodann erstmals auf die MLB-Plattform und kam 2011 auf den Markt, gefolgt von dem „C8“, der 2018 in Genf sein Debüt gab.
Und damit sind wir im hier und heute angekommen, in dem mit der Vorstellung des Audi A6 e-tron im Jahr 2024 ein weiteres, komplett neues Kapitel der Baureihe aufgestoßen wurde, während der neue Audi A6 „C9“ nach wie vor die Stärken der Verbrennungsmotoren hochhält – natürlich auf dem letzten Stand der Technik, also ebenso mit elektrischer Unterstützung in Form des innovativen mhev plus-Systems, das vollelektrisches Rangieren oder Gleiten ermöglicht – und so Audis Stellung in der oberen Mittelklasse weiter unverrückbar macht.
Wer diese Geschichte live nacherleben möchte, sollte noch bis 30. April 2025 einen Besuch im Audi Forum Neckarsulm andenken. In der dortigen Ausstellung erwarten die Gäste im zweiten Obergeschoss des Audi Forum insgesamt 17 Exponate aus acht Modellgenerationen der C-Baureihe. Kurator Stefan Felber zufolge zeichnet jedes der 17 Exponate ein besonderes Merkmal aus. So lernt das Publikum neben dem „Ersten“, der die Ahnenreihe begründet hat, unter anderem einen Weltenbummler, ein Raumwunder, einen Langen, einen Schrägen, einen Vernetzten und einen Maximalen kennen – letzterer ist der Audi RS 6 Avant GT, der vorläufig den Performance-Zenith der inzwischen fast 60-jährige Geschichte der Baureihe darstellt. Aber bekanntermaßen geht eben diese Geschichte ja noch weiter … und hat noch viele, weitere spannende Kapitel zu bieten.


Der Audi RS6 Avant GT.
Die Öffnungszeiten des Audi Forum Neckarsulm: montags bis freitags, 8 bis 16 Uhr, Eintritt frei; Führungen durch die Ausstellung werden angeboten. Samstags, sonntags und an Feiertagen ist das Audi Forum Neckarsulm geschlossen. Weitere Infos gibt es unter Gästeservice | Audi Forum Neckarsulm.