Romain Dumas: „Motorsport und Serie profitieren von einander“

– Dumas kehrt bei der Goodwood SpeedWeek in den rein elektrisch angetriebenen ID.R zurück
– Bei einer Testfahrt im elektrischen Straßenauto ID.3 zeigte sich der Franzose beeindruckt
– Elektromobilität ist für den 42-Jährigen eines der Kernthemen im Motorsport

Romain Dumas ist ein Allrounder im Motorsport. Langstrecke, Rallye, Offroad und nicht zuletzt sein Einsatz im Volkswagen ID.R mit den Rekordfahrten im rein elektrisch angetriebenen Rennwagen – der Franzose lebt seinen Motorsporttraum. Derzeit bereitet er sich auf die Goodwood SpeedWeek (16.–18.10.2020) vor. Vor der nächsten gemeinsamen Herausforderung mit Volkswagen Motorsport spricht der 42-Jährige über den ID.R und die ID. Familie, über Elektromobiliät und blickt auf die SpeedWeek voraus. Romain Dumas über …

… die Verbindung zwischen dem ID.R und der ID. Familie
Aus meiner Sicht ist es entscheidend, Motorsport und Serie zu verknüpfen. Es hat bei Volkswagen immer einen engen Austausch gegeben und beide Seiten profitieren von diesem Wissenstransfer. Volkswagen hat das mit dem ID.31 und dem ID.42 unter Beweis gestellt. Viele Elemente finden sich auch beim ID.R, zum Beispiel beim Design. Aber auch bei der Aerodynamik und dem Batteriemanagement haben Erkenntnisse aus dem Motorsport den Weg in die Serienproduktion gefunden und umgekehrt. Für Volkswagen Motorsport war es wichtig zu zeigen, dass ein Elektroauto emotional und schnell sein kann. Mit dem ID.R ist dies eindrucksvoll gelungen. Es gibt sicherlich noch Optimierungspotenzial beim Laden und bei der Reichweite, aber das ist ein laufender Prozess. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, ist es wichtig, Hochleistungsmotorsport mit elektrisch angetriebenen Autos zu betreiben.

… Elektromobilität
Für elektrisch angetriebene Autos und die Elektromobiliät war unser Sieg mit dem fantastischen Streckenrekord beim Pikes Peak International Hill Climb 2018 ein großer Erfolg. Mit dem Batteriesystem des ID.R, dem Zwei-Motoren-Konzept und Allrad sind wir genauso schnell oder sogar schneller als viele Autos mit Verbrennungsmotoren. Wenn man sich unsere Entwicklung in den vergangenen Jahren anschaut, wird wohl jeder zustimmen, dass wir enorme Schritte nach vorne gemacht haben. Aber mit unserem Fokus auf Elektromobiliät ist da noch einiges zu erwarten. Wir sind mit dieser neuen Technologie noch immer im Anfangsstadium, im Vergleich zu Autos mit Verbrennungsmotoren aber bereits so viele Jahre voraus.

… die Erfahrungen mit dem ID.3
Ich saß zum ersten Mal bei der IAA 2019 im ID.3. Einige Monate später hatte ich die Gelegenheit, ihn Probe zu fahren. Um ehrlich zu sein, das Gefühl war ein wenig wie im ID.R. Die Beschleunigung in einem Elektroauto wie dem ID.3 ist beeindruckend – die Menschen realisieren das jetzt. Ohne Geräusche vom Motor oder dem Getriebe bekommt man nur wenig Feedback vom Auto, das ist auch im ID.R so. Die Leistung des ID.3 hat mir sehr gefallen, aber da ist noch ein anderer Aspekt, der mir sehr positiv aufgefallen ist: der Platz im Innenraum. Für so ein relativ kleines Auto ist das sehr eindrucksvoll. Wie groß muss das Raumangebot dann beim ID.4 sein? Ich bin schon sehr gespannt darauf, ihn bald einmal auszuprobieren.

… seine Rückkehr in den ID.R
Nach der Rekordfahrt am Berg Tianmen in China im September 2019 hat es aufgrund von COVID-19 fast ein Jahr gedauert, bis ich erneut den ID.R fahren durfte. Ich freue mich wirklich sehr, wieder am Steuer dieses unglaublichen Autos zu sitzen. Ich habe nun schon viele Test- und Rekordfahrten mit dem ID.R absolviert, aber ich bin nach wie vor jedes Mal aufs Neue überwältigt, wie leistungsstark dieses Auto ist. Die Beschleunigung ist äußerst beeindruckend und es gibt eine Menge Abtrieb in den Kurven. Ohne Frage ist es einer der tollsten Rennwagen, die ich jemals gefahren habe. Nicht nur auf die Leistung bezogen, sondern auch auf das Design. Die Front sieht einfach umwerfend aus.

… Goodwood
Es ist einer der großartigsten Orte für Motorsport. Dort gibt es alles. Das Goodwood Festival of Speed und das Goodwood Revival machen sehr viel Spaß. Am Revival habe ich 2013 zum ersten Mal teilgenommen und habe dort bislang immer tolle Oldtimer gefahren. Meine Premiere war eine unglaubliche Erfahrung: Es regnete stark und ich war überrascht und auch ein wenig schockiert, wie sehr die Engländer mit ihren Oldtimern, die mehrere Millionen Euro wert sind, ans Limit gehen. Sie fuhren, als wären wir bei der Formel 1 – da habe ich sofort gemerkt, wie wichtig Goodwood ist, vor allem für die englischen Fahrer.

… die Goodwood SpeedWeek
Großartig, dass die Veranstalter dieses Event auf die Beine gestellt haben. Es wird ganz sicher sehr gut organisiert sein. Dem Duke von Richmond liegt immer sehr daran, unterhaltsame Events zu veranstalten. Der Goodwood Motor Circuit ist ein alter Kurs. Bei der Streckenführung kann man die lange Tradition förmlich greifen. Es wird richtig viel Spaß machen, dort mit dem ID.R anzutreten, weil der Kurs schnell und sehr flüssig und der Heckflügel des Autos sehr groß ist. Das bringt massig Abtrieb und es wird viele Kurven geben, die mit Vollgas oder zumindest fast mit Vollgas gefahren werden können.

… die Herausforderungen auf dem Goodwood Motor Circuit
Die schwierigste Kurve mit dem ID.R wird die schnelle Schikane sein, weil sie sehr eng ist. Aber die Leistung am Ausgang wird beeindruckend sein, also mache ich mir da keine Gedanken. Der Rest der Strecke mit den vielen schnellen Kurven sollte dem Auto gut liegen. Es wird außerdem spannend sein, den ID.R erneut in England zu präsentieren, auch wenn dieses Mal keine Zuschauer vor Ort sein dürfen. Die Briten waren bislang relativ skeptisch in Bezug auf Elektroautos, aber im vergangenen Jahr waren sie regelrecht geschockt, als sie die Zeiten gesehen haben, die wir mit dem ID.R beim Hill Climb erzielt haben. Auf die Reaktionen nach den Runden auf dem Goodwood Motor Circuit bin ich schon gespannt.

… das bisherige Jahr 2020
Bislang war es ein sehr kompliziertes Jahr. Aufgrund von COVID-19 mussten viele Rennen und Events abgesagt oder verschoben werden. Das hat uns auch davon abgehalten, mehr mit dem ID.R zu machen. Das ist sehr schade und auch ein bisschen frustrierend – nicht nur für mich als Rennfahrer, sondern für das gesamte Team von Volkwagen Motorsport. Die gesamte Mannschaft arbeitet so hart und mit so viel Leidenschaft. Umso schöner ist es, dass wir nun gemeinsam in Goodwood an den Start gehen, tief durchatmen und allen Fans, die uns von zu Hause aus zuschauen, hoffentlich eine tolle Show bieten.

1. ID.3 – Stromverbrauch (NEFZ) in kWh/100 km: 15,4–14,5 (kombiniert); CO2-Emission in g/km: 0

2. ID.4 – Stromverbrauch (NEFZ) in kWh/100 km: 16,9–16,2 (kombiniert); CO2-Emission in g/km: 0

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